Zum Baden über die Alpen

Es muss zu Beginn diesen Jahres gewesen sein, als mir Sebastian vorschlug, doch einfach mal nach Slowenien, genauer nach Portoroz zu fliegen. Meine erste Antwort darauf war: Das ist doch extrem weit, das schaffen wir doch nie mit der Dimona!  Dann haben wir uns aber doch mal die Route angeschaut und uns wurde klar, dass die Flugzeit für die etwa 200nm tatsächlich nur um die 2 Stunden und 15 Minuten mit unserer Super Dimona betragen würden. Aufgrund des Wetters und unserer Jahresplanungen konnten wir unsere Schnapsidee erst im Juli 2019 umsetzen.

Portoroz liegt an dem schmalen Küstenstreifen von Slowenien. Um dorthin zu gelangen, müssen die Lufträume von insgesamt 4 Ländern überquert werden: Deutschland, Österreich, Italien und Slowenien. Was auf den ersten Blick kompliziert klingt, stellte sich als relativ einfach zu lösen heraus: Für einen innereuropäischen Flug innerhalb des Schengen Raums ist es je nach Destination lediglich notwendig , einen Flugplan zu erstellen (Für Flüge nach Slowenien muss ein Flugplan erstellt werden). Dies mithilfe des Online Portals der DFS schnell erledigt. Auch die konkrete Routenplanung wird einem durch entsprechende Flugplanungsapps enorm erleichtert. Wir haben zum Beispiel Sky Demon genutzt, welches die Route mit Lufträumen klar darstellt, sowie aktuelle Wetterdaten und NOTAMs einfließen lässt.

Die schnellste Route führt, wie auf dem Bild zu sehen, über Kufstein, die Hohen Tauern, Lienz, an Udine vorbei über den Golf von Triest. Die Schlüsselstellen der Route sind aufgezeichnet. Dazu später mehr.

Wir hatten uns also schließlich das Wochenende des 05. und 06. Juli ausgewählt. Am Samstag sollte es Morgen hin- und am Sonntagabend wieder zurückgehen. Etwa eine Woche vor Abflug begann ich nun fieberhaft jeden Wetterbericht für diese Route zu studieren. Es schien als würde uns der Wettergott gnädig gestimmt sein: Traumwetter für Samstag und gutes Wetter für den Rückflug am Sonntag. Je näher das Wochenende rückte, kristallisierte sich schließlich jedoch heraus, dass es mit dem Rückflug am Sonntag wetterbedingt nichts werden würde. Was tun? Wir überlegten kurz und entschieden uns, schon am Freitagabend loszufliegen und dafür am Samstag zurückzufliegen.

Ein Blick in die Buchungen schien auch diese Hoffnungen zu zerschlagen: Die Dimona war am Freitag bis 17:30 Uhr gebucht – zu spät um anschließend noch nach Portoroz aufzubrechen (der Flugplatz dort schließt um 20:00). Nachdem wir den Piloten vor uns kontaktiert hatten und ihm unsere Lage geschildert hatten, war er so freundlich, uns die Dimona ab 16:45 Uhr bereits wieder zur Verfügung zu stellen.

Wir starteten also vollgetankt auf Piste 25 von Oberschleißheim aus. Gleich nachdem wir uns aus der RMZ Oberschleißheim verabschiedet hatten, schalteten wir auf Langen Information und mussten feststellen, dass der Flight Information Service nicht erreichbar war. Das war insofern schlecht, da wir unseren Flugplan öffnen lassen mussten. Wir haben schließlich München Radar gerufen, die den Flugplan für uns eröffnet haben.

Der erste Streckenabschnitt verlief ohne Komplikationen. Im Gegenteil: Bei beständiger Thermik stiegen wir bei 160 Km/h mit durchschnittlich 2 m/s und hatten somit schnell unsere Reiseflughöhe von 7000 Fuß erreicht. Vor den Hohen Tauern (rote 1 in der Routenkarte) sahen wir, dass die Wolken zum Teil auf den über 3000m hohen Bergen der Hohen Tauern auflagen. Wir mussten einen Pass in den Hohen Tauern überfliegen, um nach Süden zu gelangen. Erschwert wurde das ganze dadurch, dass die Hohen Tauern ein Naturpark ist, der nur in 2 engen Korridoren durchflogen werden darf, so dass auch keine  kurzfristige Ausweichmöglichkeiten bestanden.  Wir entschieden uns dennoch in das von Norden nach Süden führende Tal einzufliegen, um im Notfall wieder umzukehren und die Hohen Tauern zu umfliegen. Unser Mut wurde belohnt, der Pass über die Hohen Tauern war frei – wir konnten den über 8000 Fuß (2500m) hohen Pass überfliegen. In Kärnten angekommen, erwartete uns jetzt wunderbares Wetter und wir konnten unseren Flug bis an die italienische Grenze fortsetzen.

 

Die Kommunikation mit dem Flight Information Service Padova gestaltete sich leider etwas schwierig: Der Lotse sprach nur schlecht Englisch. Außerdem wurden uns verwirrende Fragen bezüglich unserer Route gestellt, die uns umso mehr verwunderten, da wir unsere Route einwandfrei und klar im aufgegebenen Flugplan hinterlegt hatten. So wurde der Flight Information Service in Italien weniger als Hilfe, denn mehr als Belastung von uns wahrgenommen. In den Alpen über Italien waren wir sehr froh, dass unser Motor zuverlässig arbeitete, denn eine Notlandung aufgrund eines stehenden Motors wären in diesem zerklüfteten Gebiet ein Kunststück gewesen (Roter Kreis 2 auf der Routenübersicht)  Zusätzlich wurde es immer dunstiger, so dass wir gezwungen waren auf 5000 Fuß abzusteigen. Da wir aber sowieso auf dem Weg aus den Alpen heraus waren, war das kein Problem und auch die Panoramasicht war dann nur noch kaum gestört.

Kurz vor der Küste mussten wir einen 2 km breiten Korridor passieren, um nicht in jeweils eine links und rechts liegende Kontrollzone einzufliegen. Nun ging es über den tiefblauen Golf von Trient und das war damit für uns beide auch das erste Mal, dass wir über das Meer geflogen sind.

Der Einflug nach Portoroz gestaltete sich relativ einfach: Über die definierten Pflichtmeldepunkte Vicky über dem Meer und PN1 über Piran wurden wir professionell und sicher zur Landung geführt. Dank Rückenwind und damit Geschwindigkeiten von teilweise 230 km/h über Grund konnten wir die knapp 200nm in lediglich 1 Stunde und 54 Minuten überwinden. Nach der Landung und dem Abstellen auf dem uns zugewiesenen Parkfeld staunten wir nicht schlecht, als wir mit einem Golfcar zum Empfangsgebäude gefahren wurden. Außerdem wurde uns dort zur Begrüßung jeweils ein Glas Jet A1 (stand zumindest auf der Flasche) gereicht, dass wir genüsslich leerten – was ein Service! Dank des angebotenen Shuttleservice des Flugplatzes konnten wir unseren Übernachtungsort Piran schnell und kostengünstig erreichen.

Piran ist die Perle des schmalen slowenischen Küstenstreifens. Eine malerische  Altstadt, die sich auf einer Landzunge ausbreitet, die zugleich den westlichsten Punkt des slowenischen Festlandes darstellt. In den vielen kleinen Restaurants des Ortes können regionale Fischgerichte oder andere Delikatessen probiert werden. Außerdem lädt das azurblaue Wasser zum Erfrischen im Meer ein. Wir waren uns einig: auf jeden Fall einen Ausflug wert!

 

Viel zu schnell vergingen die Stunden und schon kam der nächste Tag und damit auch bereits der Abflug zurück nach Oberschleißheim. Am Flughafen Portoroz angekommen, kaufte sich Sebastian ein T-Shirt des Flughafens als Andenken – wobei Kaufen der falsche Begriff ist, denn er erhielt es geschenkt! Wir waren sprachlos! Auch die Kosten für die Landung und das Abstellen des Flugzeugs hielten sich stark in Grenzen: Wir zahlten lediglich 20 Euro.

Nachdem ich den Hinflug durchgeführt hatte, war jetzt Sebastian an der Reihe: Bei starken Seitenwind schaffte Sebastian den Start sicher und führte auch noch einen Touch-and-go aus, bevor wir Richtung Norden und damit zum Meer hin in den Himmel stiegen.

Sobald wir das Festland wieder erreicht hatten und weiter stiegen, um die Alpen sicher überqueren zu können, fiel uns die tiefe Wolkendecke auf: Eine größere Flughöhe als 5500ft war nicht möglich, ohne in die Wolken einzufliegen. So mussten wir uns unseren Weg durch die italienischen Alpen, teilweise keine 500 ft über den Kämmen der Berge, bahnen. Jetzt mussten wir uns entscheiden, ob wir auf eine der GAFOR Routen und damit in eines der Täler ausweichen wollten, was eine deutlich längere Flugzeit bedeutet hätte oder es weiter auf direktem Wege, über die Berge, zu versuchen. Wir hatten wieder Glück: Nachdem wir die Grenze zu Österreich überflogen hatten, hörte der Dunst plötzlich auf und es war herrlich klare Luft mit Wolkenobergrenzen über 13000ft. So konnten wir bei herrlichstem Panorama unseren Weg zurück nach Oberschleißheim fortsetzen. Die Überquerung der Hohen Tauern machte uns heute keine Probleme und so landeten wir nach 2 Stunden und 14 Minuten (ebenfalls wieder mit einer guten Portion Rückenwind) sicher in Oberschleißheim.

Unser Fazit der Reise: Eine unglaublich schöne Route, die aber auch ihre Tücken haben kann, speziell das Wetter ist doch unberechenbar über den Alpen. Der Aufwand für einen Flug durch vier europäische Länder hält sich in Grenzen und es ist eine unglaublich gute Erfahrung auch einmal in fremden Lufträumen Erfahrungen zu sammeln. Auch Portoroz ist eine lohnenswerte Destination mit einem Flughafen mit Spitzenservice. Wir kommen gern wieder, gerne auch ein paar Tage länger!