Deutschlandumrundung 2019

In diesem Frühjahr nahm ich mir vor, meinen fliegerischen Horizont zu erweitern und mit unserer oft belächelten C42 einmal an die Küste aufzubrechen. So nahm ich mir für 10 Tage im Juli Urlaub in der Hoffnung, dass es warm und sonnig würde. Dass sich diese Hoffnung nur in Teilen erfüllen sollte, zeichnete sich aber bereits vor Antritt der Reise ab.

Am ersten Tag flog ich bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius nach Mainz-Finthen. Der Flug dauerte etwas länger als erwartet, da ich zuweilen mit Gegenwind zu fliegen hatte, der mich um 40 Km/h verlangsamte. Vor Ort erwarteten mich bereits Freunde, mit denen ich noch einen Burger veköstigte und den Abend bei einer Wasserpfeife ausklingen ließ.

Der nächste Tag begann bereits früh mit der Vorbereitung des Fluges. Mein Ziel war, einen größeren Flughafen anzusteuern, wobei meine Wahl auf Hannover fiel, da es einigermaßen auf dem Weg in Richtung Nordsee liegt und mir die Stadt gefällt. Dies erforderte jedoch etwas mehr Vorbereitung, da ich mich auch nach der Landung auf dem unübersichtilchen Vorfeld nicht blamieren wollte. Schon im Anflug wurde mir vor Augen geführt, dass es sich hier nicht gerade um einen kleinen Flugplatz handelt, denn parallel zu mir landete zeitgleich ein Airbus der Lufthansa. Da das Campen auf dem betonierten Vorfeld ungemütlich und verboten erschien, steuerte ich ein nahegelegenes Hotel zur Übernachtung an, wobei ich es mir nicht nehmen ließ, noch einen kleinen Stadtbummel zu unternehmen.

Der dritte Reisetag war der Tag, an dem ich bei kräftigem Wind schon das eigentliche Ziel meiner Reise erreichte: Baden auf Juist. Mit einem Zwischenstopp auf dem sympathischen Flugplatz Leer-Papenburg, der mir ein sehr günstiges Auftanken ermöglichte, ging es durch mäßig gutes Wetter in Richtung der Ostfriesischen Inseln.

Um die Insel ausgiebig zu erkunden und das Strandleben zu genießen, nahm ich mir einen Tag „flugfrei“ und lieh mir ein Rad. Das Wasser lud zum Baden ein und am Strand konnte ich mir bei der Gelegenheit auch noch einen Sonnenbrand holen. Damit war alles getan, was in einem guten Urlaub getan werden muss und ich war bereit, meine Schulden beim Tower zu begleichen. Als ich Grüße von Bernd ausrichtete, hieß es jedoch, dass schon alles gezahlt sei – Danke Bernd!

Nun ging es über den Marinestützpunkt Wilhelmshaven und Bremerhaven weiter nach Uetersen/Heist, einem Grasflugplatz nördlich von Hamburg, da ich meine Schwester dort besuchen wollte. Auch hier ließ ich das Luftsportgerät einen Tag stehen, um mit meiner Schwester und meinem Cousin diverse Lokale auf der Reeperbahn und in ihrer unmittelbaren Umgebung anzulaufen.

Nachdem das Wetter in Richtung Ostsee durchwachsen aber fliegbar schien, setzte ich meine Reise nach Peenemünde fort. Die niedrige Wolkenbasis und viel Regen forderten schon auf dem Weg hohe Konzentration, jedoch bat sich mir hier auch die Gelegenheit, meine Grenzen in Bezug auf schlechtes Wetter auszuloten. Zur Landung spielte auch der Wind wieder eine zentrale Rolle. Während ich der Aussage des Heister Flugleiters („Der Wind ist dein Freund“) während des Fluges voll zustimmen konnte – schließlich hatte ich sensationellen Rückenwind – so meinte der Flugleiter in Peenemünde nur „Dit is eigentlich keen Wind für ein UL“. Da ich jedoch beschloss dem Heister Flugleiter weiter Glauben zu schenken und den Wind auch beim Landen noch als meinen Freund anzusehen, gelang auch das finale Manöver ohne Probleme. Nachdem ich genächtigt und die Ostsee angebadet hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es sich in der Nordsee besser badet.

Zufrieden, ein Urteil gefällt haben zu können, machte ich mich nun auf, um Kurs auf meinen Heimatflugplatz Pirna-Pratzschwitz bei Dresden zu nehmen. Komplikationsfrei konnte ich mich noch einmal durch Schauer kämpfen, um am Landeort einen nahezu blauen Himmel anzutreffen. Da gerade noch der Gastverein aus Bad Berka seinen Fliegerurlaub in Pirna verbrachte, war natürlich für beste Unterhaltung gesorgt. Meinen Reservetag verbrachte ich damit, alte Schulfreunde zu besuchen und mich auf die letzte Etappe, meine Rennstrecke von Pirna nach Oberschleißheim, vorzubereiten. Mir fiel dabei auf, dass der Wind in einem bestimmten Höhenband mit einer leicht nördlicheren Komponente als der ansonsten vorherrschende Westwind wehte. Daher stieg ich bereits über dem Erzgebirge auf Flightlevel 75, um das Böhmische Becken und den Luftraum von Karlsbad mit meinem neuen Freund, dem Wind, zu kreuzen und schlussendlich in Schleißheim zu landen.

Abschließend lässt sich sagen, dass ich auf eine schöne Reise mit vielen interessanten Personen und Situationen zurückblicken kann und froh bin, dass die C42, vereinsintern auch gern als „Hummel“ bezeichnet, mich ohne technische Probleme und komfortabel an die Küste und zurück gebracht hat. So hatte ich die Möglichkeit, zu baden, mein fliegerisches Können zu optimieren und meine „Schmerzgrenzen“ deutlich weiter nach außen zu verlagern.