Mit der Piper nach Cannes – und zurück?

Schon letztes Jahr hatte der Fabi mit einem Motorsegler die lange Reise nach Cannes auf sich genommen. Naja, falsch ausgedrückt… Kam er in den Genuss über die Alpen nach Frankreich zu fliegen.

Dieses Mal sollte es wieder nach Cannes gehen, aber mit der Piper. Mit dabei 3 gute Freunde. Aber der Reihe nach:

Flugvorbereitung:

Die letzten 3 Tage vor dem Abflug hatte Fabi fast nur noch den kommenden Flug in Sinn und investierte viel Zeit in die Flugplanung. Zu Einsatz kam hauptsächlich Skyvector.com und RocketRoute.

Hier mal die Route runterwärts (EDNX EDMQ LSZS SRN VOG ALB LFMD):

Ursprünglich war die Route westlich der Alpen entlang, an Basel, Zürich, Bern und Annecy vorbei geplant. Daraus wurde jedoch nichts. Eine Kaltfront näherte sich von Westen und brachte schlechte Sicht und Regenschauer an die Westkante der Alpen.

Der DWD schrieb dann auch folgerichtig: „Alpenüberquerungen möglichst früh und möglichst weit im Osten“

So kam es das die Piper schon sehr früh in Schleißheim volltankte und nach Donauwörth flog um die Passagiere auf zu gabeln. Weight and Balance wurden auf Fabis Tablet noch schnell nachgerechnet und siehe da: Selbst mit 4 (2 Frauen) Personen und fast voll ist die Piper nicht überladen!

Trotzdem hat der Fabi die zweite Stufe Klappen benutzt um aus Donauwörth raus zu kommen. Ging dann aber problemlos!

Hinflug

Hier das erste Foto im Anflug auf die Alpen:

Wie man sieht hat die Kaltfront schon ordentlich Bedeckung reingedrückt. Die Sicht ist aber gut und die Basis bei knapp 3000m, sodass man locker über das gröbste rüber kommt. Fabi hatte eh den Eindruck, dass die Piper, wenn voll beladen, nicht gerne über 2500m klettert…

Einflug ins Engadin. Zu sehen ist der Reschensee.
Außerdem sah es direkt nach Süden deutlich freundlicher aus, die Sicht sehr gut. Fabi war tiefenentspannt. Man kennt ja die Gegend und bis hier her lief es problemfrei.

Das Bernina-Massiv im Vorbeiflug. Da sind die Berge einfach mal 1000m höher…
Das ist dann als Motorflieger schon frustrierend, wenn man weiß, dass man überhaupt keine Möglichkeit hat da rauf zu kommen…

Das ist die Ecke hinter dem Malojapass. Schon zu sehen sind die nördlichen Ausläufer des Lago di Como. Und auch nicht zu übersehen ist die deutlich andere Luftmasse hinter dem Maloja.

Die Basis ist kurzerhand um 600m gesunken und die Sicht unter den Wolken deutlich zurückgegangen. Tja da ist sie nun die italienische Suppe.
Fabi blieb auch nichts anderes übrig als einzutauchen in diese Brühe und zwischen den Bergen, immer dem See folgend, in die Po-Ebene zu flüchten.

Der Luftraum um Mailand zwingt VRF-Flieger nämlich auf 2000ft MSL or 1000ft AGL.

Der Mailänder Controller hat dann auch nochmal gefragt: „Please confirm you are aware of TMA Mailand und VFR Altitudes?“  Wir natürlich: „Affirmative!“

Also begann ein rasanter Sinkflug:

Berggipfel in Wolken, Sicht um die 8km…

Der Ausgang bei Como

Die Po-Ebene bei eigentlich gutem Wetter

Die Po-Ebene bei eigentlich gutem Wetter aber schlechter Sicht aus ca. 1500ft MSL. Wir sind keine 15 km an Mailand vorbeigeflogen und haben es nicht zu Gesicht bekommen…

Bei so einem Wetter an 80% der Tage muss man doch verrückt werden?!

In der niedrigen Höhe mussten wir bis fast an die Küste runter fliegen, dann durften wir über die Wolken steigen.

Bald bekamen wir zum ersten Mal den Golf von Genua zu Gesicht. Entlang der Küste gings dann über Albenga bis nach Nizza. Landeinwärts war immer wieder niedrige Bewölkung, sodass wir fast nur der Küste entlang sind.

Als uns dann Nice Approach gefragt hat ob wir lieber im Süden oder im Norden um den Flughafen rum wollen, war die Entscheidung einfach: Übers Meer.

Die Route führte nicht so weit hinaus, dass man bei einem eventuellen Motorausfall hätte Angst haben müssen nicht mindestens ein Schiff zu erreichen und war einfach nur spektakulär:

Monaco

Anflug auf Cannes. 500ft, zwangsweise…

Touchdown

Da stand sie nun

Flugzeit ab Donauwörth: ca. 3:15. Avgas in Cannes: 2€/l :-)

Somit war der Hinflug geschafft und wir waren um 1 Uhr mittags in der Innenstadt von Cannes und gönnten uns den ersten Kaffee für 4,50 €… ;-)

Rückflug

Sonntag wollten wir wieder zurück. Doch als Fabi in der Früh nochmal das Wetter checkte, sah die Vorhersage deutlich anders aus als die Tage zuvor.
Schon wieder eine ausgeprägte Kaltfront. (Nanu, die war doch in den Modellen vorher nicht zu sehen???)

Eine Alpenüberquerung war mit der Vorhersage „Alle Pässe in Wolken“ natürlich unmöglich.
Auch entlang des Rhone-Tals schien ein VFR-Flug zu riskant.

Also blieben wir notgedrungen noch einen Tag länger an der Cote d’Azur. Ärgerlich, aber selbst die großen haben ja mal Verspätung…

Am Montag in der Früh gings dann definitiv los. Die Vorhersage war zwar immer noch nicht optimal und in der Zentral-Schweiz war niedrige Bewölkung mit Regen angesagt aber etwas westlich sollte man gut durchkommen.

Hier unser Rückflug auf Skyvector:

Die Italien-Route war keine Option, da mit Staubewölkung an den Pässen zu rechnen war.

Wie immer sind wir bei traumhaftem Wetter in Cannes gestartet. Doch schon bald merkte Fabi, dass es einem wichtigem Element bei der Flugvorbereitung zu wenig Beachtung geschenkt hatte: Dem Wind.

Am 7000ft MSL hatten wir nach Norden ca. 30kt Gegenwind… puhh… da wird auch die Piper langsam!

Niedrig an Gap vorbei um weniger Wind einzufangen

Zunehmende Bewölkung in Grenoble

Flug on Top, GS nur 105kt in 8500ft…

Am Mt. Blanc vorbei. So nah und doch so fern…

Irgendwann waren wir gezwungen unter die Wolken zu gehen, da die Wolkenobergrenze kontinuierlich anstieg und der Piper in 9500 ft die Puste ausging.
Als runter und wieder den Tälern bei Bern folgen.

Jetzt hieß es Nerven behalten und Flucht nach vorne über den Thumer See...

Hier kamen wir rausgekrochen…

Danach blieb nichts anderes übrig als direkt nach Bern und raus ins Rhone-Tal Richtung Zürich. Hier waren die Bedingungen deutlich besser und auch der Gegenwind nicht so stark. Trotzdem war die Basis nicht wirklich hoch… Im Schnitt waren wir wohl 1000ft GND.

Die direkte Route heim führte und mitten durch die CTR von Zürich, also Schwupp mal nachgefragt und… jaa! Sie lassen uns durch.

Zurich Information hat noch gefragt ob wir denn „familiar with the airport and procedures“ seien.
Das konnte der Fabi nur verneinen, war er ja noch nie in der Gegend…
Aber wir hatten alle Pflichtmeldepunkte auf dem GPS, das hat den Controller wohl überzeugt.

Wir wurden weitergereicht an Zürich Tower und bekamen eine Freigabe bis W2, also kurz vor die Bahnen.

Als der Fabi dann mit 130kt an W2 vorbeirauschte war der Funk völlig voll mit Airlinern…
Was tun? Bleibt nur eins -> Vollkreis.

Nach 1 ½ Runden sind wir dann durchgekommen mit einem „EBIF-W2!!“
Darauf folgte ein „EBIF join left downwind RWY 28, call you back.“
Das brachte den Fabi etwas aus dem Konzept… wollten wir ja gar nicht dort landen, auf gar keinen Fall! (Wer will schon Zoll in der Schweiz UND Deutschland machen…)

Die nette Controllerin musste ihre Anweisung nochmal wiederholen, war aber schlussendlich kein Problem. Wir wurden bloß aufgehalten um einen Jet reinzulassen. Danach durften wir crossen und weiter nach Nordosten.

Leider gibt es von der ganzen Aktion keine Bilder. Dass der Fabi keine gemacht hat dürfte klar sein. Schade, dass es wohl auch für die Passagiere zu spannend war um Bilder zu machen… ;-)

Hier der Bodensee. Endlich wieder in Deutschland!! Haben uns doch erfolgreich vor dem Zoll gedrückt! ;-)

Schon vor Zürich war dem Fabi aufgefallen, dass der Gegenwind seine Fuel-Calculations über den Haufen geworfen hatte. Bis nach Donauwörth würde es nur noch sehr knapp reichen und da fuel starvations zu den dümmsten Unfällen der Welt gehören, wollten wir das unbedingt vermeiden.

Also kurzerhand beim Deutschen FIS den Flugplan gecancelt und ab nach Leutkirch.
Den Platz kannte Fabi und er war fast auf dem Weg…

Dort haben wir dann zwischengetankt (2,40 €/l) und sind dann weiter nach Donauwörth.

Der letzte Schenkel zurück nach Schleißheim war denn beruhigend ereignislos.
Der Flieger wurde geputzt und der Papierkram erledigt, wobei dem Fabi wohl ein paar Rechenfehler unterlaufen sind. Sorry dafür, da war ich wohl nicht mehr ganz auf dem Dach...

Hatten wir ja auch über 4 Stunden Flugzeit mit 3 Flügen an dem Tag. Das schlaucht dann schon.

Resümee

Insgesamt war der Ausflug ein wirklich tolles Erlebnis und war sicher nicht die letzte Reise mit der EBIF!
Fabi hat mit den Flügen viiiiel gelernt und ist sich auch ein paar Schwächen bewusst geworden.
Trotzdem verliefen die Flüge zu jedem Zeitpunkt so safe wie möglich.

Ein interessanter Punkt war die Kommunikation mit der Flugsicherung. Sind erstmal die Hemmschwellen den Funk-Knopf zu drücken runter, dann waren die gewonnen Infos von FIS immer ein gewinn und das Verhalten von den TWR-Losten angenehm bis zuvorkommend. Sowohl in Frankreich wie in der Schweiz. Allein dem Italiener kann der Fabi nicht ganz so viel abgewinnen.
Dort war ein großes Problem, dass auf der FIS-Frequenz sehr viel italienisch gesprochen wird und zudem Ortsangaben referenziert werden auf irgendwelche italienischen Käffer…
Die verlangten Estimates waren wiederum kein Problem mit der heutigen GPS-Ausrüstung.

Ich möchte hier auch meine während dem Flug gemachten Fehler publizieren. Vielleicht macht sie dann wer anders nicht nochmal… ;-)

Falsche Spritplanung beim Heimflug

Wir sind nicht voll in Cannes losgeflogen. Warum also bin ich nicht nochmal zur Tanke gerollt und habe voll gemacht?

  1. Zuladung (wir hätten vielleicht noch 20 l tanken können)
  2. Wir wollten los (Zeitdruck ist immer kacke!)
  3. Ich dachte es reicht locker bis heim

Jetzt stellt sich die Frage wieso ich nicht gesehen habe warum es nicht reichen könnte.

Zum einen habe ich beim Wetterbriefing mein Augenmerk darauf gelegt, ob wir unterwegs durchkommen, also Bewölkung und Sicht.

Das wir Nord-West Wind haben war mir durchaus klar, ich hab aber versäumt mit die tatsächlich Stärke an zu sehen. Die 30 kt auf die Schnauze kamen für mich tatsächlich überraschend.

Des Weiteren habe ich den doch enormen Umweg über die West-Seite der Alpen unterschätzt. Skyvector hin oder her, mit dem Umweg über Bern und Zürich war die Strecke deutlich länger als ich gedacht hatte.

Insgesamt muss man sagen, dass meine Flugvorbereitung für den Rückflug deutlich schlechter war als wie für den Hinflug. Das lag hauptsächlich daran, dass ich im Hotel in Cannes keinen Laptop zur Verfügung hatte und auch weniger Zeit mich der Aufgabe zu widmen. In Zukunft werde ich hier mehr Zeit einplanen, bzw. den Abend dafür reservieren.

Beinahe-Einflug in die Wolken in den Ligurien

Mir war nicht bewusst, dass zwischen der Po-Ebene und dem Golf von Genua eine richtige Bergkette liegt: die Ligurien.
Als wir uns diesen näherten hatten wir eine Freigabe bis 4500ft, das war knapp über den Wolken. Die Berge sind dort aber mitunter genauso hoch und die Wolken sind mit angestiegen.

Als dann der Frequenz-Wechsel zu Genua anstand mussten wir den Wolken wie den Bergen ausweichen. Einmal sah sich der Fabi gezwungen einem Berg auszuweichen und den Einflug in eine Wolke zu riskieren. (Tatsächlich waren wir ca. 2 Sekunden drin)

Wie kams soweit?

  1. Topographische Unkenntnis gepaart mit unzureichender Flugvorbereitung für diesen Teil des Flugs
  2. Unzureichende Höhenfreigabe + ich habe nicht nach einer höheren altitude gefragt, weil ich zuversichtlich war eh gleich an der Küste zu sein, der Frequenzwechsle grad im Gange war und ich es lange nicht für nötig hielt, da ich nicht weit nach vorne gesehen habe.
    Die Terrain-Avoidence-Seite meines Tablets hat mir in dieser Situation übrigens sehr geholfen, da sie wesentlich genauer aufgelöst ist als das GNS es darstellen kann.
  3. Relativ plötzlicher Anstieg der Basis mit dem Gelände

Fehler im Funk

Ein paar Fehler im Funk habe ich natürlich gemacht, aber nichts weltbewegendes bzw. Sicherheitsrelevantes.

Ich hoffe mir der Beschreibung dieser Fehler niemanden zu verschrecken. Es hört sich hier vielleicht auch dramatischer an als es in Wirklichkeit war, aber ich glaub das ist wichtig solche Sachen aufzuarbeiten. Über Tipps, Empfehlungen und konstruktive Kritik würde ich mich freuen.

So, das wars. Wenn jemand Fragen zu dem Flug hat, darf er sich auch gern bei mir melden.

Allzeit schöne Flüge!

Fabian

Ein Bericht von Fabian Siebenwurst